AKTUELLES WISSEN

Schweizer Formel: Einfache Heizlast-Berechnung

Themen in diesem Beitrag
Die Schweizer Formel: Ein präzises und praktisches Werkzeug zur Heizlastberechnung

Die Heizlastberechnung ist ein essenzieller Schritt bei der Planung und Optimierung von Heizungsanlagen. Fehler in der Dimensionierung können zu erheblichen Problemen führen: Überdimensionierte Heizungen verursachen hohe Investitions- und Betriebskosten, während unterdimensionierte Systeme keinen ausreichenden Wärmekomfort bieten. Besonders bei Altbauten oder Gebäuden ohne detaillierte Daten bietet die Schweizer Formel eine einfache und kosteneffiziente Lösung. In diesem Artikel erfahren Sie alles über die Schweizer Formel, ihre Methoden, Vorteile und detaillierte Praxisbeispiele.


Button Beispiel Jetzt Heizlastberechnung durchführen

Bildquelle: Freepik.com



Was ist die Schweizer Formel?

Die Schweizer Formel ist ein vereinfachtes Verfahren zur Bestimmung der Heizlast eines Gebäudes. Sie wurde vom Schweizer Bundesamt für Energie entwickelt, um eine praktische Alternative zu aufwändigen Normberechnungen wie der DIN EN 12831 zu schaffen. Statt umfangreicher Gebäudedaten werden hier wenige, aber entscheidende Faktoren berücksichtigt:

  • Brennstoffverbrauch: Der jährliche Energiebedarf des Gebäudes.

  • Nutzungsgrad der Heizungsanlage: Effizienz der bestehenden Heiztechnik.

  • Volllaststunden: Betriebsstunden der Anlage unter maximaler Leistung.

  • Brennwert des Energieträgers: Energieinhalt pro Einheit des Brennstoffs.

Die Methode eignet sich besonders für kleinere Wohngebäude, Altbauten und Sanierungsprojekte, bei denen schnelle Ergebnisse erforderlich sind. Mit der Schweizer Formel lassen sich erste, verlässliche Schätzungen für die Dimensionierung neuer Heizungsanlagen oder die Bewertung energetischer Maßnahmen durchführen.


Die Methoden der Schweizer Formel

Methode 1: Schätzung anhand pauschaler Werte

Diese Methode basiert auf Erfahrungswerten und ermöglicht eine grobe Schätzung der Heizlast pro Quadratmeter Wohnfläche. Die Werte orientieren sich an Baujahr und Dämmstandard des Gebäudes:

Gebäudetyp Heizlast pro m² (W/m²)
Altbau (vor 1970) 100–150
Teilsaniertes Gebäude 70–100
Neubau (ab 2000) 30–50

Beispielsweise hätte ein unsanierter Altbau mit einer Wohnfläche von 150 m² eine geschätzte Heizlast von 15 bis 22,5 kW, während ein modernes Passivhaus mit der gleichen Fläche nur etwa 4,5 bis 7,5 kW benötigen würde. Diese Methode eignet sich vor allem für erste Einschätzungen, wenn keine Verbrauchsdaten verfügbar sind.


Methode 2: Verbrauchsbasierte Berechnung

Die zweite Methode nutzt den jährlichen Brennstoffverbrauch des Gebäudes und bietet eine genauere Heizlastberechnung. Die Formel lautet:

Norm-Heizlast (kW) = Brennstoffverbrauch (Einheit) / (Volllaststunden (h/a) × Nutzungsgrad × Brennwert (kWh/Einheit))

  • Brennstoffverbrauch: Jahresverbrauch in Litern, Kubikmetern oder Kilowattstunden.

  • Volllaststunden: Durchschnittliche Betriebsstunden der Heizung unter maximaler Leistung (typisch 2.000 bis 2.500 Stunden pro Jahr).

  • Nutzungsgrad: Wirkungsgrad der Heizungsanlage, meist zwischen 70 % und 90 %.

  • Brennwert: Die Energiemenge pro Einheit des Brennstoffs (z. B. 10 kWh/m³ für Erdgas).

Methode 3: Verbrauchs-spezifische Online-Tools

Die dritte Methode kombiniert die Prinzipien der zweiten Methode mit computergestützten Tools. Diese Tools berücksichtigen:

  • Regionale Klimadaten

  • Gebäudetypen

  • Spezifische Heiztechnologien

Sie ermöglichen eine noch genauere Berechnung und sind besonders hilfreich bei Neubauten oder Gebäuden mit moderner Technik wie Wärmepumpen.


Praxisbeispiele: Die Schweizer Formel im Einsatz

Beispiel 1: Einfamilienhaus mit Gasheizung

Ein Einfamilienhaus hat einen jährlichen Gasverbrauch von 18.000 m³. Der Brennwert von Erdgas beträgt 10 kWh/m³, der Nutzungsgrad der Heizanlage liegt bei 85 %, und die Volllaststunden werden mit 2.400 h/a angenommen. Die Heizlast berechnet sich wie folgt:

Norm-Heizlast = 18.000 / (2.400 × 0,85 × 10) ≈ 8,8 kW

Ergebnis: Die benötigte Heizleistung beträgt 8,8 kW, was für ein modernes Gasheizsystem leicht realisierbar ist.


Beispiel 2: Sanierung eines Altbaus

Ein unsanierter Altbau mit einem jährlichen Verbrauch von 30.000 Litern Heizöl soll saniert werden. Nach der Sanierung sinkt der Verbrauch auf 15.000 Liter. Der Brennwert von Heizöl beträgt 10 kWh/l, der Nutzungsgrad der Heizung liegt bei 75 %, und die Volllaststunden werden auf 2.400 h/a angesetzt.

Zustand Brennstoffverbrauch (l) Norm-Heizlast (kW)
Unsaniert 30.000 16,7
Saniert 15.000 8,3


Ergebnis: Durch die Sanierung wird die Heizlast um 50 % reduziert. Dies führt zu niedrigeren Heizkosten und einem deutlich geringeren CO₂-Ausstoß.


Beispiel 3: Planung eines Neubaus

Ein Neubau mit moderner Dämmung hat eine Wohnfläche von 200 m². Aufgrund des hohen Standards wird die spezifische Heizlast auf 40 W/m² geschätzt:

Norm-Heizlast = 200 × 40 = 8,0 kW

Ergebnis: Eine kompakte, energieeffiziente Heizungsanlage, wie beispielsweise eine Wärmepumpe, reicht aus, um den Heizbedarf zu decken.


Beispiel 4: Vergleich verschiedener Brennstoffe

Ein Gebäude hat einen jährlichen Energiebedarf von 25.000 kWh. Je nach Energieträger variiert die benötigte Brennstoffmenge:

Brennstoff Brennwert (kWh/Einheit) Benötigte Menge Typischer Nutzungsgrad
Erdgas 10 2.500 m³ 80–90 %
Heizöl 10 2.500 l 75–85 %
Holzpellets 4,8 5.208 kg 70–80 %
Strom 1,0 25.000 kWh 95–100 %


Ergebnis: Die Wahl des Brennstoffs beeinflusst sowohl die benötigte Menge als auch den Wirkungsgrad der Heizungsanlage erheblich.


Vorteile der Schweizer Formel

Einfache Anwendung

Die Schweizer Formel ist leicht anzuwenden und erfordert nur wenige bekannte Größen. Sie ist besonders hilfreich bei Gebäuden mit unvollständigen Daten, wie es häufig bei Altbauten der Fall ist.


Kosteneffizienz

Im Vergleich zu detaillierten Berechnungsverfahren wie der DIN EN 12831 entfallen teure Simulationen und Messungen. Die Schweizer Formel ist daher ideal für Projekte mit begrenztem Budget.


Schnelle Ergebnisse

Dank ihrer einfachen Struktur liefert die Schweizer Formel zügig Ergebnisse, was sie für kurzfristige Entscheidungen besonders attraktiv macht.


Flexibilität

Die Methode ist für unterschiedliche Gebäudetypen und Heizsysteme einsetzbar. Sie funktioniert auch mit unvollständigen Daten.


Praxisnähe

Da die Berechnungen auf realen Verbrauchsdaten basieren, sind die Ergebnisse in der Regel realitätsnah und bieten eine solide Grundlage für Planungen.


Fazit: Die Schweizer Formel als wertvolles Werkzeug

Die Schweizer Formel ist ein praktisches, flexibles und kosteneffizientes Werkzeug, das sich besonders für kleinere Wohngebäude, Sanierungsprojekte und Altbauten eignet. Sie ermöglicht schnelle Ergebnisse, die eine erste Orientierung bieten und eine gute Basis für energetische Entscheidungen darstellen.

Trotz ihrer vielen Vorteile ersetzt die Schweizer Formel keine detaillierte Berechnung nach DIN EN 12831, insbesondere bei Neubauten oder komplexeren Projekten. In Kombination mit einer professionellen Energieberatung, wie sie GREENOX bietet, können jedoch maßgeschneiderte Lösungen entwickelt werden, die Effizienz, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit optimal verbinden.

Mit der Unterstützung von Experten von GREENOX können Bauherren und Energieberater die Schweizer Formel nutzen, um langfristig energieeffiziente und kostensparende Heizlösungen zu realisieren.

GREENOX - Ihr Full-Service Partner für energetische Sanierung

GREENOX - Ihr Full-Service Partner für Energieberatung und energetische Sanierung

Button Beispiel Jetzt Kontakt aufnehmen

Die GREENOX GmbH ist Ihr kompetenter und erfahrener Partner, wenn es um Energieberatung und energetische Sanierung von Wohn- und Nichtwohngebäuden geht. Als Full-Service-Anbieter bieten wir eine umfassende Beratung und Dienstleistungen in den Bereichen Energieberatung Wohngebäude, Energieberatung Nichtwohngebäude, Fensterbau, Photovoltaik & Solar und Heizungsbau an. Dabei können Sie sich auf unsere langjährige Erfahrung und professionelle Expertise verlassen. Für Gewerbekunden bieten wir Energieaudits, Sanierungskonzepte, Beantragung von Förderungen für die Module 1-6 sowie Gewerbeenergieausweise und Heizlastberechnungen. Sie haben ebenfalls die Möglichkeit einen Energieausweis Online sowie Heizlastberechnung Online zu erstellen.

Vertrauen Sie auf die GREENOX GmbH, um Ihre energetischen Ziele zu erreichen, Ihren Immobilienwert zu steigern und die Energiekosten zu senken.

Anfrage bei GREENOX!

Jetzt anfragen. Wir melden uns innerhalb von 48 Stunden.

Welche Leistung möchten Sie anfragen?
Erzählen Sie uns bitte etwas über Ihr Vorhaben
Falls Sie hilfreiche Unterlagen wie Baupläne, Angebote oder ähnliches haben, laden Sie diese bitte hier als Anlage hoch. Excel Dateien sind aus Gründen der Sicherheit nicht erlaubt.

Vielen Dank für Ihre Anfrage

Wir melden uns innerhalb von 48 Stunden bei Ihnen.

Eine Bestätigung Ihrer Anfrage haben wir Ihnen per E-Mail geschickt. Bei dringenden Fragen erreichen Sie uns auch zuvor telefonisch.

In unserem Blog finden Sie aktuelle Themen und häufige Fragen zur Energieberatung und energetischen Sanierung.